Apfel-Wackelpudding klingt nach Kindergeburtstag. Er hüpft und zittert auch wirklich, wenn man ihn anstupst, und er lässt sich lustig mit Schlagsahne und Spritztülle verzieren. Mit einem gut bemessenen Glas Weißwein ist das Ganze aber doch eher etwas für die erwachsenen Kinder unter uns – und so klingt „Kalte Apfelspeise“ auch etwas gesetzter.
In diesem Rezept bin ich zumindest auf eine kleine Kuriosität gestoßen: Es werden 40 Gramm Gelatine für einen Liter Flüssigkeit angegeben. In der Flüssigkeit befinden sich außerdem (Apfel-)Pektin und Zitronensaft. Ich habe zuvor noch nie Gelatine verarbeitet, hege seit meiner Kindheit eine Abneigung gegen schnittfest-Geliertes und musste auch den Gelee-Kram von Erdbeerkuchen immer abkratzen. Aber die Menge an Gelatine ließ dann sogar mich stutzen. Also das Rezept nicht nur mit der Anleitung auf meiner Blatt-Gelatine-Verpackung abgeglichen, sondern auch noch mit einem Rezeptheft der Deutschen Gelatine Fabrik (D.G.F.) aus den späten 1940er-Jahren, und deshalb dann doch für die Hälfte an Gelatine entschieden. Und immer noch eine sehr schnittfeste Apfelspeise erhalten, die sich einfach stürzen ließ.

Laut Rezept sollen 250 Gramm geschälte Äpfel verarbeitet werden. Wenn man aber ein bisschen mehr Äpfel loswerden möchte, schmeckt alles bis 500 Gramm auch sehr gut. Ich hatte übrigens etwa 350 Gramm von einem großfruchtigen, mir aber unbekannten Most- oder Saftapfel und vom Bittenfelder Sämling, einem typischen Mostapfel, der mit seinen rotgesprenkelten „Wangen“ so aussieht, als wäre er gerade verliebt. Dazu passt der eher saure Riesling aus der Region recht gut.


Falls also am Ende noch ein bisschen Gelatine übrig sein sollte, wäre es eine Möglichkeit, daraus eine den Wackelpudding begleitende Feigenblattlikör-Schlagsahne zu machen. Mit halt noch mehr Gelatine. Und wahrscheinlich nicht in alten Rezeptbüchern empfohlen.
Anstatt für eine Erwachsenen-Fete habe ich das Rezept als klassische Nach-dem-Abendessen-Speise zubereitet und die Reste ganz stilecht am nächsten Tag beim Lernen für mein Streuobstseminar verputzt.



Kalte Apfelspeise
- 250 g Äpfel (geschält) oder mehr
- 2 Zitronen
- 250 g Zucker
- 20 g weiße Gelatine
- 250 ml Weißwein
- 250 ml Schlagsahne (schlagfähig mit möglichst viel Fettanteil)
- (ggf. 1 Blatt Gelatine)
- (ggf. 100 ml Feigenblattlikör o.Ä.)
- entweder 1 größere Stürzform oder 4 Portionsformen
Zubereitungszeit ca. 40 Minuten, am besten über Nacht kalt stellen
Äpfel schälen und achteln, aber die Kerngehäuse nicht entfernen. Nach dem Schälen sollten es mindestens 250 g sein.
15-20 Minuten in ¾ l Wasser sehr weich kochen. Apfelstücke mit der Flüssigkeit durch ein Haarsieb in eine Schüssel passieren. Die passierte Flüssigkeit wieder zurück in den Topf geben und mit dem Zucker und Zitronensaft erhitzen (nicht mehr kochen).
Währenddessen die Gelatine nach Packungsanleitung in ca. 250 ml kaltem Weißwein einweichen. Anschließend Gelatine und Weißwein zur heißen (aber nicht kochenden) Apfelflüssigkeit geben und rühren, bis sich die Gelatine komplett aufgelöst hat.
In die Form(en) füllen und für einige Stunden kalt stellen, bis alles fest geworden ist. Mit einem runden Messer (oder Tortenlöser) die obere Kante des Gelees von der Form lösen, die Form kurz in warmes Wasser stellen (je dicker die Form, desto länger) und den Inhalt stürzen.
Dazu ungesüßte geschlagene Sahne oder diese mit Likör aromatisierte Schlagsahne gesellen:
1 Blatt Gelatine nach Anweisung in Wasser aufweichen. Likör etwas erhitzen, aber nicht aufkochen. Ausgedrückte Gelatine hinzufügen und unter rühren auflösen. Flüssigkeit etwas abkühlen lassen, während die kalte Sahne steif geschlagen wird. Gelatine-Likör langsam und unter rühren zur geschlagenen Sahne geben. Ca. 1 Stunde kalt stellen.
Wohl bekomms!




Transkription des Originalrezepts:
Kalte Apfelspeise: ½ Pfund geschälte Aepfel werden mit ¾ Liter Wasser weich gekocht & durch ein Haarsieb gestrichen, dann den Saft von 2 Citr. & ½ Pfund Zucker hineingetan & noch einmal heiß werden lassen. 40 Gr. in Wein aufgelösten Gelatine werden noch darunter getan, das Ganze in eine Form gießen, kalt stürzen & mit Schlagrahm serviert.

